Mittwoch, 24. November 2010

ärzteorchester spielt für haiti

Eine musikalische Wohltat war es, was die musikalische Matinee der Kammermusikgruppe des Bodensee-Ärzteorchesters im Dorfgemeinschaftshaus Nußdorf den Zuhörern bot. Die Musik des Streichersextetts und des Bläserquintetts mit musizierenden Ärzten rund um den Bodensee und dem Umland war ein intensiver Hörgenuss am sonnigen Sonntagmorgen.


Die sechs Streicher musizierten bei Ernst von Dohnányis Streichsextett B-Dur im Allegro ma tranquillo in der Zwiesprache der drei Instrumentengattungen vom schweren Auftakt zu heller, luftiger, fast schwingender Melodie. Im anregend-schönen „Scherzo Allegro vivace“ wanderten die schnellen Striche, unterbrochen von kurzen „Zwischenrufen“ der zweiten Violine. Mit Steigerungen wog beim „Adagio quasi Andante“ die gefühlvolle Melodie hin und her. Auf verschiedenen Wegen kamen die Instrumente zum Ganzen. Erfrischend-heiter, bewegt und lebendig bis zum aufregenden Schluss erklang das „Finale animato.“

Nicht weniger beeindruckten waren die fünf Bläser beim Bläserquintett in F-Dur von Franz Lachner. Im „Andante – Allegri assai“ erklang die Flöte fast „neckisch.“ Sie dominierte mit der Oboe, beide wurden ruhig von den drei anderen Instrumenten begleitet. Gemeinsam wurden die Instrumente so zu einer schönen Musik verbunden. Die Melodie im „Scherzo Allegro vivace“ hatte es fast eilig nach einem wirbelnden Auftakt. Ein pfiffiger Schluss ergänzte ruhigere Sequenzen. Das Hüpfend-tänzelnd im Hinter- und Miteinander der Instrumente führte im „Andante – Allegro – Andante“ zu einer sehr gefälligen Musik mit dem Höhepunkt im vierten Satz „Allegro vivace“ mit Einzeleinwürfen des Fagotts und dem Rauf- und Runtereilen mit den Tönen.

Das Publikum wurde aufschlussreich informiert zu den beiden Komponisten, deren Werke gespielt wurden: Harald Pyzik stellte zum Streichsextett B-Dur aus dem Jahr 1895 Ernst von Dohnanyi (1877-1960) als Komponisten vor: Ein „begnadeter Musiker“, der in der Musikstadt Pressburg, damals noch zur kaiserlichen und königlichen Donaumonarchie gehörend, geboren wurde und 1960 in New York starb. Bereits mit drei Jahren sei seine musikalische Sensibilität aufgeblitzt, die später mit Einfallsreichtum und Eigenständigkeit in der Tradition der klassischen europäischen Musik aufgegangen sei. Spannend erzählte Harald Pyzik, wie der Ungar Johannes Veghes, der als Konzertmeister das Bodensee-Ärzteorchester für ein Projekt leitete, in Budapest die Noten vom 1898 erstmals erklungenen Streichsextett B-Dur beschaffen konnte.

Siegmar Mende erläuterte das Leben des ebenfalls hochmusikalischen Franz Lachner. Dieser wurde 1803 in Rain bei Ingolstadt geboren und ist 1890 in München gestorben. Der Vater war Organist, doch „weil sich die arme Familie kein Klavier leisten konnte, malte er auf die Holzbank in der Wohnstube in vielfacher Ausfertigung die Klaviatur“. Die Kinder Ignaz, Vinzenz und Franz konnten so die auf Schiefertäfelchen geschriebenen Noten üben. Hörbar in Töne umgesetzt wurden die „Trockenproben“ am Wochenende dann an der Kirchenorgel. Franz Lachner wurde in München Hofkapellmeister und Generalmusikdirektor, Ehrendoktor und Ehrenbürger.

(c) Text und Bild: Theo Wieland, Südkurier
http://www.suedkurier.de/region/bodenseekreis-oberschwaben/ueberlingen/Musizierende-Mediziner;art372495,4581354

Herzlichen Dank an die Mediziner, die uns schon seit Jahren treu zur Seite stehen!

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