Donnerstag, 1. März 2012

Hallo aus Haiti

Wir gingen also um 6 Uhr 30 los, was uns nicht schwer fiel, da wir uns durch die Zeitumstellung eh schon ab 3 Uhr auf der Terrasse aufhielten und mails schrieben.
Ace war allerdings fast eine halbe Stunde zu spät und so kamen wir dann in den absolut chaotischen Morgenverkehr Richtung Bellanger. In der Nähe des Flughafens war auf einmal eine riesige aggressive Demonstration. Der Grund war, dass am Freitag ein großer Markt abbrannte in dieser Region, und die Marktfrauen alles verloren. Jetzt wird der Schuldige gesucht. Überall großes Geschrei und agressive Stimmung. Endlich kamen wir im Stau an einen Punkt, wo wir umdrehen und eine andere Strasse nehmen konnten.Wir waren dann endlich gegen 13 Uhr beim Pater in Bellanger. Diskutierten die offenen Fragen und fuhren zur Schule, wo schon Guivens und Guerino warteten. Es geht nun darum das Schulgelände einzufrieden und den Hof zu gestalten. Leider hat sich seit unseren letzten Gesprächen bezüglich der Eigentumsrechte eine andere Situation ergeben. Der Pater erklärte uns, dass das Grundstück vom ‚Grundstücksverwalter‘ als Fläche für die Schule anerkannt sei und wir die Mauer machen könnten. Leider ist der Verwalter inzwischen gestorben und der Sohn als Erbe hat andere Tatsachen geschaffen- er hat die ursprünglich vorgesehene Fläche kurzfristig mit Bananenstauden bepflanzt und unser Schulgelände ist auf 1/5 der Ursprungsfläche geschrumpft. Ganz ehrlich, wir waren einfach nur entsetzt. Hintergrund ist die Rechtsprechung in Haiti und die jurisitsche Lage schaut so aus: Die Eigentümer der gesamten Fläche haben vor langer Zeit, wohl unter Duvalier das Land verlassen und leben wahrscheinlich in den USA. Sie haben einem Bauern das Recht gegeben ihr Eigentum zu bewirtschaften, sprich, er ist juristisch der Verwalter. Der hat wohl einen Sohn, der hier geboren und  aufgewachsen ist. Der Verwalter übertrag die Fläche, die wir sahen als Schenkung an die Kirche. Man baute die Kirche, begann mit einer Schule. Der Verwalter starb und sein Sohn betrachtet dies alles nun als sein Erbe. Das Problem ist, dass man bei einer Eigentumsübertragung immer sofort einen Vermesser holen muss, der die Grenzsteine setzt, und die neuen Eigentümer ziehen eine Mauer hoch. Dies hat leider der früher zuständige Pater Crispin versäumt. Nach Haitianischem Recht, dem Französischem Recht kopiert, besagt, dass der, der das Land bestellt es auch besitzt, sprich, wenn da was bebaut ist, gehört es dem, der es bebaut hat. Aus diesem Grund hat auch der Sohn eine riesige Bananenplantage angelegt, einmal um zu zeigen, dass er Eigentümer ist, und ebenso, dass man er bei einem Rechtsstreit Ersatzansprüche für seinen Ernteverlust stellen kann. Viele Diskussionen, wobei immer das halbe Dorf herkommt, ist ja wie Kino. Wir warteten und warteten, der Erbe kam aber nicht, sondern wollte sich am Abend direkt mit dem Pastor treffen. Aces Standpunkt ist: Einzäunen und annehmen, was der Erbe uns freiwillig ohne Rechtsstreit überlassen hat. Man könnte ja später nochmals nachverhandeln und den Zaun versetzen. Unser Standpunkt ist: Verhandeln, wenn nötig abkaufen, beim Notar einen Vertrag machen und nur dort das Geld übergeben. Versuchen, soviel wie möglich als Grund zu bekommen. Wir werden weitersehen. Solange die Situation ungeklärt ist, fangen wir nicht mit den Restarbeiten an. Küche – Schulspeisung: Leider, aber wirklich leider hat der Pfarrer Geld gesammelt und ein hässliches Gebäude zwischen Kirche und Schule fertigmachen lassen. Viel Beton, dunkel. Er wollte, dass die Kinder die Schulspeisung an einem sauberen Ort bekommen sollten. Uns tut es weh dieses Gebäude zu sehen, aber…..
Wenn man reinschaut liegen in einer Ecke große ca. 70 cm lange Holzstücke, zum Kochen für die Schulspeisung, wieder ein Baum gefällt…Toiletten: Biogastoiletten waren dem Pater nicht bekannt, und wir haben vereinbart uns am Montag Morgen in Port au Prince zu treffen und zu VivaRio zu gehen.
Der Pater selbst träumt von einer Berufsschule, mit angeschlossenem Wohnheim in Cabaret, wir haben uns das Grundstück (was schon hohe Mauern hat) angeschaut. Das Projekt wird mindestens 1 Million US-Dollar kosten, auch die Frage wer zahlt die laufenden Kosten ist nicht geklärt.
Wir wetteten  auf dem Rückweg, als wir wieder im Stau standen, wann wir zu Hause sein werden….wir haben beide die Wette verloren, wir kamen noch später an. Zum Kochen waren wir viel zu müde, außer einem Tomatensalat und herrlichen Mangos gab es nichts mehr. Nur noch ein wenig unsere Notizen gemacht und dann nichts wie ins Bett. Um vier Uhr sind wir schon wieder raus, und weil es wieder keinen Strom gab, machten wir Yoga unter freiem Himmel bis unsere Computer endlich funktionierten. Für heute haben wir unser Programm geändert: statt Biogas und BND sind nun die Schwestern und das Kinderbehandlungsprojekt dran. Darüber bald mehr.
Conny Rebert-Graumann und Roswitha Weiss
Klassenzimmer Bellager
Das ganze Dorf hört mit
Schulhof mit Bananenfeld


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