Sonntag, 7. April 2013

Donnerstag

Rap in der Seeds-Schule


egal wie spät-Schuhe müssen geputzt werden


unser Gitarren-Guinther
Es regnete nachts, ein bisschen noch am Morgen.
Bin morgens sehr früh los, die Straße waren extrem rutschig, die Betonflächen und abgeschliffenen Steine lassen das Auto schlittern. Guinther kommt zu spät, wegen des Regens in der Nacht, fast kein TapTap frei, bzw. überall Dreck. Egal wie spät, er muss sich erst seine Schuhe putzen lassen!!!!!
Rachelle und Guinther sollen die Kinder der ersten Klasse in der Seeds-Schule erfassen.
Ich lasse sie alleine, denn ich habe ein Treffen mit der Soil Organisation. Diese Organisation, die sich mit Toilettensystemen beschäftigt,  ist in Delmas 33 ansässig. Ein riesiges Haus, junge Leute, so ein bisschen wie während der Hippiezeit. Ich werde direkt in den Garten geführt. Dort ist ein botanischer Garten entstanden, mit einem kleinen Fluss mit Fischen, da sie anscheinend viel Wasser hätten. Ich kaufe 10 Sack Kompost und darf dann fragen. Eine junge Frau erklärt, dass alles was zur Ausstattung der Toiletten benötigt wird, wie
Toilettenschüssel, Auffangtanks, Schläuche usw.....nicht verfügbar ist. Sie es auch nicht haben und sie nur die Idee weitergeben wollen, man muss sich das selber basteln, oder irgendwo kaufen, bzw. importieren. Man kann sich auf ihrer Internetseite alle Infos herunterladen. Ich durfte die Toilette im Haus benutzen, die war echt gut.  Aus furnierten Holz ein Kasten in Sitzhöhe, sie hatten ein Trennsystem, simpel abgetrennt. Der Hauptteil der Toilettenschüssel war dann ein 10 Liter oben und unten offener Plastik-Farbeimer, der quasi die Toilettenschüssel war. Darauf eine ganz normale Brille montiert. Kein Toilettenpapier darf rein geworfen werden, das wird extra in einem Eimer gesammelt. Auf das große Geschäft werden Erdnussschalen geworfen. Es ist absolut geruchfrei!
Nächster Stopp bei  Avis, Meldung des geklauten Ersatzrades. Sie verlangen eine polizeiliche Meldung. Ein Angestellter erklärt mir wo eine Polizeistation sei. Quäle mich hin - muss weit weg parken, die ganze Umgebung macht mir Angst. Ich darf rein, frage mich durch, letztendlich, sie seien nur für wirklich große Verbrechen zuständig, Mord, Totschlag.....Diebstahl von  Autoreifen sei nicht ihr Bereich, sie geben auch keine Kopien von Anzeigen. Das alles sei der Bereich des Kommissariats. Nun also wieder weiter, finde es nach einer Stunde. Es ist das alte Fort Dimanche, dort wo unter Duvalier gefoltert und gemordet wurde. Jetzt ein riesiger Komplex. Ein großes Gefängnis, alles mit Gittern. Der Parkplatz ist unvorstellbar verdreckt. Plastik, Abfall,  Dreck. Das Grauen der Seelen spiegelt sich hier wieder. Unmengen von Leuten, die einfach nur rumhängen. Ein Gewusele von Uniformierten „ Wichtigen“. Als ich vor einigen Tagen von den drei Klassen schrieb, habe ich diese Gruppe vergessen. Alle in Uniform, oder an öffentlichen Stellen. Man ist wichtig und Du da "unten" willst nun was von mir!!!!
Ich bin die einzige sichtbare weiße Person. Frage mich wieder überall durch. Komme zur Schlange 'Anzeigen'. Die Schlange geht in die pralle Sonne auf den Hof, im Zimmer einige Leute. Eine Polizistin kommt auf mich zu, bin wohl als Andersfarbige auffällig. Was ich will. Den Diebstahl eines Autoreifens melden. Hämisches Gelächter der anderen Wartenden. Was, nur ein Autoreifen oder alle vier? Nein, nur der Ersatzreifen. Unverständiges Kopfschütteln, warum man denn hier her käme, wegen so einem Ersatzreifen? Ich brauche die Anzeige!
Mal alle warten, wir ziehen jetzt erst mal in ein anderes Büro. Es kommen auch wirklich zwei Männer und schleppen die zwei Schreibtische, Ventilator, vier Stühle und Büroschrank raus. Es dauert und dauert und dauert. Mein Handy geht auf einmal nicht mehr. Werde leicht nervös. Ich weiß zwar wo ich einen Autoreifen kaufen kann, aber ich brauche doch auch noch die Felge. Warte und warte, endlich holt man mich. Nun in einem total engem Raum, die zwei Schreibtische und vier Stühle, einschl. Ventilator und Air-Conditioner . Wenn jemand durch will, müssen die anderen aufstehen. An der Wand läuft mit Gekrächze, fast nicht sichtbar ein Fernseher. So viele Geräusche - wie die da nicht verrückt werden. Immer wieder kommen andere 'wichtige' Uniformierte rein. Alles wird mit Hand geschrieben, in Büchern festgehalten. Endlich, endlich habe ich meine Deklaration in den Händen und darf wieder zu Avis fahren. Übrigens, als ich den Polizisten fragte, ob es wirklich das Gefängnis sein meinte er ja, auch für Ausländer...
Nochmals eine Stunde bei Avis, ich bekomme einen Ersatzreifen und bin schon Stunden zu spät um Rachelle und Guinther abzuholen. Komme zur Schule, dort strahlende Rachelle und Guinther, immer noch umgeben von einigen Kindern und dem wunderbaren Direktor. Durch den Regen in der Nacht, sind viele Kinder nicht da gewesen. Guinther spielte wohl den ganzen Morgen mit den Kindern Gitarre, die Kinder dazu Flöte, sie hätten gesungen, gerapped, Musik gemacht und einfach so einen wunderbaren Tag zusammen verbracht, dass sie nächsten Donnerstag wieder hingehen werden. Auch eventuell gemeinsam etwas für eine Aufführung planen. Tja, das war wieder ein Schritt vom  totalem Frust, zu dieser so absoluten echten Freude und kein Vorwurf, dass sie Stunden auf mich warten mussten. Das hat mich echt gefreut.  Da es unser letzter gemeinsamer Tag in Port au Prince war, lud ich beide zum Essen ein. Eigentich wollte ich in ein kleines Restaurant gehen. Wir verpassten die Abzweigung und waren nun auf dem Weg nach Petionville. Beide sahen das tolle Restaurant, und ich lud sie dort zum Essen ein. Das war natürlich eine andere Welt, Stoffservietten, Gläser, Kellner..... Beide leicht aufgeregt. Nach der Speisekarte wollten sie Griot, etwas ihnen bekanntes wählen. Ich überredete sie, doch etwas anderes zu probieren. Gunither bestellte Rindersteak italienisch, Rachelle Fisch.
Guinther bekam sein Menü. Es waren Salatblätter und Filet in dünnen Scheiben, warm drauf drapiert, mit viel Zwiebel. Rachelle einen wunderbaren Fisch. Aber wie sagt man, je teurer, desto weniger auf dem Teller. Das Gesicht von Guinther veränderte sich, als hätte er zwei Zitronen im Mund, aber bemühte sich immer noch um ein höfliches Lächeln. Rachelle und ich mussten laut lachen. Ehrlich, in einem Sketch im TV hätte es nicht besser sein können. Als der Teller leer war, Kommentar von Guinther: 'Italien wird mich nicht sehen - das ist erledigt'. Am Nebentisch wurde die riesengroße Standtafel, dort stehen die Spezialitäten mit Kreide, zur Auswahl gebracht. Rachelle und Guinther 'fallen fast vom Stuhl', als sie lesen 'Froschschenkel'. Viel Lachen, viele Diskussionen, wir sind der entspannteste Tisch im Restaurant. Ich frage wegen Nachspeise – Rachelle träumt von 'Milles feuilles'. Ich kenne die beste Konditorei in Petionville. Wir fahren dort hin und essen direkt in der Konditorei unsere Nachspeise. Jeder durfte sich zwei Teilchen bestellen, aber jeder isst nur eines und nimmt das zweite mit nach Hause für die Mama. Kaufe noch eilig einige Sachen im Supermarkt für unsere HKH Feier, dann schnell nach Hause, um für morgen die Reise nach Billiguy vorzubereiten.
Tja, der Tag mit Rachelle und Guinther war wieder eine Bereicherung. Mir wird auch wieder bewusst, wieviel wir geben könnten, wenn wir wieder engeren Kontakt zu den Patenkindern hätten. Aber es sind halt nur einige Tage, Stunden.
Tschau
Roswitha


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