Mittwoch, 20. November 2013

Fortsetzung....

Der junge Mann lebt bei seiner Tante mit deren fünf Kindern. Seine Eltern sind beide beim Erdbeben 2010 ums Leben gekommen und haben sechs Knder zurückgelassen. Fünf Geschwister leben bei der Großmutter in der Nähe von Cap Haitien. Die Großmtter auch schon über 70 Jahre alt, was in Haiti ein bibliches Alter ist, wird wohl nicht  mehr lange für die kleineren Geschwister, die kleinste Schwester ist erst sechs Jahre alt,  sorgen können. Er fragte mich über meine Herkunft und über mein Leben aus und hatte noch nie von Deutschland gehört. Was mich erstaunte, da doch sehr viele Deutsche in Haiti sind. Aber der Kontakt zu Fremden scheint eher ganz zurückhaltend zu sein. Er sagte mir dann auch, dass ihm so etwas noch nie passiert sei, dass ihn eine blanc angesprochen habe, sondern sei er immer verjagt worden, wenn er  sich mal in die Nähe von Fremden gewagt habe. Gerne wollte er meine Telefonnummer, wo ich ihm erklärte, dass es viel zu teuer sei, nach Deutschland zu telefonieren.  Er   wollte mir dann wenigsten seine Telefonnummer geben.
Auch das ein  großes Problem in Haiti, wenn die wirklich Armen ihr weniges Geld auch noch für Handykosten ausgegeben. Die Telefongesellschaften verdienen immer- egal ob an Reichen oder Armen.Auf meine Frage, was er denn hier am Flughafen mache, meinte er, dass es sich hier gerne aufhalte weil es schön sein, die Reisenden anzuschauen, es sei sauber und sicher an dem Platz.Dieses ganze Gespräch hat mich total erschüttert, dass Kinder so aufwachsen müssen, ohne Eltern ohne Nähe ohne Zuspruch ohne Freude immer hungrig  nur auf die Hilfe einer Tante, der man als Restavek dient, hoffend. Er hat angeblich sehr gute Noten in der Schule, schloss die letzte Klasse als Bester ab und wird wohl auch sein Philo mit guten Noten machen, aber mit welcher Perspektive. Haiti hat uns wieder mit all seinen Problemen und seinen armen Menschen.
Endlilch nach drei stunden Wartezeit auf ein bestelltes Auto konnten wir unsere Koffer verladen. Die Fahrt zum Montagne Noire, wo wir wieder bei Familie von Boetticher unterkommen können,  war schlimm, die Straße hat kaum noch Ähnlichkeit mit einer Straße, das Leihauto werden wir wohl umtauschen müssen, die Kupplung scheint kaputt zu sein. Noch einmal einen Tag mit Warten auf ein Auto zu verbringen das müssen wir wohl einplanen. Beim Einschlafen beschäftigte mich das Schicksal von Peterson nochmals und beim Vergleich mit meinem gleichaltrigen Sohn denke ich daran, wie behütet er aufwachsen konnte.Nach einer gut verbrachten Nacht, Hundegebell, Regenguss, Schießgeräusche, Trommeln und Gesang inklusive, begann schon um halb vier Uhr unser Morgen. Schock, dass kein Internet zur Verfügung steht, weil unsere Gastgeber für mehrere Wochen nicht im Land sind, haben sie logischerweise auch das Internet abgemeldet. Also keine Möglichkeit unsere Familien über unsere Ankunft zu informieren,  Überlegungen wie wir an Internet kommen, den blog usw.  Dumme Abhängigkeiten…..Für neun Uhr sind wir heute und morgen am Montag (ein hoher haitianischer Feiertag- Fête de Drapeau) mit Guivens für die Abrechnung aller abgeschlossenen Projekte verabredet. Ich musste wohl oder übel unser Auto mit fast kaputter Kupplung in Bewegung setzen. Die Straßen waren feucht vom nächtlichen Regen und die steile Strecke war eher wie eine Seifenbahn.
Kurz einkaufen, damit wir uns heute Abend noch was kochen können, Guivens am Treffpunkt aufgeladen, Telefonkarte und Aufladung gekauft und schnell wieder zurück zur Arbeit. An der steilsten Stelle alles nass und die Strasse eine einzige Schlaglochpiste ging gar nichts mehr, weder 4Rad low oder high noch 2Rad und alle Zuschaltungen. Die Kupplung war nahe daran ihren Geist aufzugeben und ich total überfordert mit diesem rutschenden Auto. Die Hilfe nahte in Person von zwei jungen Männern, die spontan mit Guivens zusammen auf die Ladefläche sprangen und so schafften wir dann dies steilste Stück. Die beiden Retter konnten von meinem entrichteten Obulus ein Mopedtaxi nehmen und wieder den Berg hinunter fahren. Einer der beiden zeigte mir noch wo sich sein Wohnhaus befindet. Ich werde ihm auf jeden Fall die nächsten Tage eine Kleinigkeit als Dankeschön vorbei bringen. Das letzte schwierige Stück zum Haus konnten wir mit viel Mühe noch bewältigen. Kupplung scheint nun ganz kaputt. Ich bin fix und fertig, schweißgebadet. Ein kaputtes Mietauto irgendwo an der Strecke abzustellen und zu Fuß weiter zu gehen kann dazu führen, dass eine Stunde später selbst die schlechtesten Reifen fehlen oder die Reifen samt Auto verschwunden ist. Wir beschließen, dass wir das Auto nicht mehr bewegen, sondern uns ein anderes funktionierendes Auto mit ordentlicher Bereifung bringen zu lassen. Fortsetzung folgt....
Cornelia Rébert-Graumann

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