Mittwoch, 4. Dezember 2013

Samstag, 30.11.2013



Leider findet das Treffen mit dem Patenschaftskomitee erst am Nachmittag statt, da Rachelle morgens Unterricht hat.
Conny, immer für besondere Einsätze mit einer kleinen Tüte Schweizer Schokolade unterwegs, lässt uns auf beiden Computer eine Internetverbindung installieren. Der Zugang ist prepaid und wie bei Handys immer wieder aufladbar. Wir treffen uns mit unserem Ingenieur Guerino und mit Laumenaire, der Zeit hat und uns auch helfen will. Bei unseren lieben Freunden Padbergs im Restaurant warten wir auf beide.

Das Restaurant ist zwar offiziell noch geschlossen, aber wir dürfen uns reinsetzen und auch wieder direkt in deren Internetverbindung einloggen. Vor allem ist es gut, immer einen Ort zu kennen, wo man eine Toilette finden kann.

Wir wollen für die Schule in Billiguy für jede Klasse einen Wassereimer suchen, der einen kleinen Wasserhahn hat. Nach langem Suchen werden wir fündig und kaufen vier Stück. allerdings müssen wir noch alles zusammenbauen. Conny wird alles Geschraubte noch richtig verkleben, damit es auch lange halten wird. Wir verbringen wieder eine lange Zeit in den Baumärkten, fragen nach Preisen und Artikeln für unser Projekt. Guerino ist ganz begeistert, was man hier alles finden kann. Wir erklären ihm lange, dass manchmal das Teuerste trotzdem das Preiswertere ist. Wenn das Dach schon nach einem Jahr wieder undicht ist, dann war das billige Blech langfristige doch die teurere Lösung.

Wir zeigen Guerino, was man alles wunderschön und nicht automatisch teuer oder gar mit importiertem Material machen kann. So fahren wir zum Hotel Montana: Beim Erdbeben total zerstört, ist es teilweise schon wieder wunderschön aufgebaut, mit einer Gedenkecke für die vielen Toten, die es hier im Hotel gab. Mit verschiedenfarbigem Flusskies, alten Mauersteinen und vielen Pflanzen wurde mit wenig Aufwand und Kosten viel erreicht. Wir hoffen, dass wir so Kreativität vermitteln können.

Am Nachmittag dann endlich das Patenschaftstreffen. Wir besprechen die Sonderfälle, schreiben Schecks, wollen noch Listen anlegen, die Ordner sortieren. Es ist staubig und heiß, es wird zunehmend schwieriger vernünftig zu arbeiten.

Farah kommt, sie ist jetzt schon eine junge Frau. Auch sie war in unserem Patenschaftsprogramm und hat eine hervorragende Ausbildung als Vorschullehrerin für Montesori. Hier müssen normalerweise die Kinder schon mit zwei Jahren in den Kindergarten. Dort müssen sie dann stundenlang still auf einem Stuhl sitzen und vorne steht der Lehrer. Wir wollen in unserer Schule etwas ganz anderes. Farah war arbeitslos, Ihr Mann als Informatiker ebenfalls arbeitslos, sie haben eine kleine Tochter mit zwei Jahren. Jetzt hat sie in einem Slumgebiet eine Anstellung von UNICEF in einem dort gerade gegründeten Kindergarten.

Sie verdient umgerechnet 300 Euro im Monat. Sie spricht davon, dass sie beim Aufbau unserer Vorschule mitmachen könnte, speziell die Kindergärtnerinnen anzulernen. Es wird nicht einfach sein, die Betreuerinnen vom ‚Drillgedanken‘ und der sehr großen Passivität der Kinder für ein anderes Konzept zu begeistern. Sie erklärt uns, sie sei sehr daran interessiert, beim Aufbau des Projektes mitzumachen. Das ist ja schon mal eine sehr gute Nachricht!

Um kurz vor 18 Uhr sind die Batterien vom Inverter leer, in diesem Viertel gibt es keinen Strom und wir sitzen schlagartig im Dunkeln. Benson schrieb gerade am Computer, alles Erarbeitete ist weg.

Wir leuchten mit den Handys und packen alles zusammen. Ich nehme alles mit und werde mich nächste Woche mit Rachelle an einem anderen, vernünftigeren Ort treffen und nochmals alles nacharbeiten. Wir treffen Andre, er spricht noch immer gut Deutsch! Im Dunklen laden wir alles ins Auto und quälen uns wieder durch den Verkehr nach Hause.

Schade, dieser Nachmittag war für uns unbefriedigend – kann man wohl nicht ändern.
Roswitha Weiß

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