Montag, 25. August 2014

22.8.2014 Reisebericht Andreas



22.08.14
Lange ausgeschlafen, erst um 7:00 Uhr gefrühstückt. Und zwar richtig mit frischem Baguette und Omelett. Der Versuch, unsere Büroarbeit (bei Roswitha die Patenschaften, bei mir der Bericht) im Garten zu erledigen, scheiterte, da bereits um diese Frühe einfach eine zu große Hitze herrschte, selbst im gut bewachsenen Garten.
Deshalb zogen wir schon früh los: Haushaltsgeschäfte, Kleinere Baumärkte – bei jedem Artikel beschrieb mir Roswitha, wie sie sich deren Einsatz in unserem Projekt vorstellen könnte. Wir haben auch nach brauchbaren Behältern für die geplanten Biotoiletten gesucht und ganz erheblich gute Exemplare gefunden. Dann in die Galerie Nader, die wohl renommierteste in der Stadt, mit Preisen, die diesen Eindruck untermauern. Hier konnte man aber gut den Unterschied zwischen den „echten“ Künstlern und den Kopisten von der Straße sehen, allerdings auch, dass die Kopisten häufig genug ihr Handwerk außerordentlich gut verstehen. (Dass die „echten“ Künstler oft genug aus der Weltkunst aller Epochen kopieren, sei nur am Rande erwähnt.) Ein späterer Rundgang zu einigen Straßen-Kunst-Händlern bestätigte das nur. Wenn mein Koffer doch nicht so voll wäre! Und auch die Wände zu Hause! Ein Rundgang durch Petionville und ein anschließendes Treffen mit Farah, die uns zeigte, mit welchen Mitteln sie die Kindergartenarbeit erledigen will, beendete den anstrengenden Teil des Tages. Es war für uns gut zu sehen, dass die Auswahl an Spiel- und Arbeitsgerät betont kreativ ausfiel. Sie präsentierte sich durch ihre Wünsche als geeignet, eine neue Art der Kindergartenarbeit für uns zu organisieren.
Und dann hoch auf den Berg in das nach dem Erdbeben völlig neu errichtete Hotel Montana. Übernachtung ab 200 Euro – hier steigen gerne einmal Mitarbeiter von Hilfsorganisationen ab. Wir leisten uns nur ein Kaltgetränk auf der Terrasse (Cerise-Saft, bedeutet ja eigentlich Kirschsaft, ist aber eine völlig andere Frucht, die der Kirsche ähnelt. Furchtbar sauer, aber guuuut gegen den Durst.) und auch einen Salat. Roswitha nimmt den ihr zustehenden Chefsalat, ich bleibe beim Acajou-Salat (benannt nach dem Mahagoni-Baum oder genauer nach dem Restaurant des Montagna das seinerseits nach dem Mahagoni-Baum benannt ist. Nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht. Der Salat schmeckte nämlich gar nicht holzig: Mango, Rosinen, Nüsse über Kopfsalat mit Tomate, Gurke und Apfel. Hört sich komisch an, schmeckt aber ausgezeichnet. Wird zu Hause auch ausprobiert.)
Ein herrlicher Blick über PaP! Luftig und den Smog sieht man nur, hier oben dringt er nicht herauf. Wohl aber ist der Verkehrslärm der Großstadt zu hören, leise zwar, aber unüberhörbar, selbst mit meinem Tinnitus. Überhaupt waren das sehr geräuschvolle Tage: irgendein Brummen ist immer zu hören: Ventilatoren, Airconditioners, Motoren (und wenn es das eigene Auto ist) oder – wie im Moment, wo es wieder einmal keinen Strom in diesem Stadtteil gibt, Generatoren, die wiederum den Ventilatoren und Airconditioners den nötigen Strom liefern.
Und den Kühlschränken – und darin befindet sich mein abendliches Prestige, dass ich mir jetzt genehmigen werde, weil nämlich nicht mehr zu berichten ist, als dass wir nach Hause fuhren – also zu Lelens Haus – und mit einem herrlichen Abendbrot verwöhnt wurden. Nein, nicht Ziege, sondern Hähnchenschenkel mit typisch haitianischer Soße, Avocado, einem leckeren Kartoffelsalat und Reis ohne Bohnen!
Und dann trinken wir noch ein furchtbar leckeres Getränk aus der Corosol-Frucht. Vielleicht ist mir das ja genug Prestige für heute Abend?
Andreas

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